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Nachruf Hans-Wilhelm Fink

Mit Hans-Wilhelm, geb. 1950, ist ein Schachfreund von uns gegangen, der mehr als 60 Jahre lang Vereinsangehöriger war, das obige Foto stammt aus dem Jahr 2004. In der Saison 2018/19 hatte er seine letzten Mannschaftspartien gespielt, bevor ihn dann sein Gesundheitszustand zur Aufgabe des aktiven Spiels zwang. Hans-Wilhelm war außergewöhnlich umfassend humanistisch gebildet. Gerade deswegen beschäftigte er sich bis zuletzt mit Schach, seine immense, mehrsprachige Schachbibliothek ist ein Ausdruck hiervon.


Aus Sicht seiner Mannschaftskollegen verfügte Hans-Wilhelm zweifellos über das beste Schachverständnis unter den Kettigern. Das gilt insbesondere für seine Endspielkenntnisse. Und wer von uns (Pile Maslar vielleicht einmal ausgenommen) konnte im Handumdrehen aus dem Gedächtnis eine bekannte Studie auf dem Brett aufbauen und sofort die Lösung zeigen? Schlechte Züge oder Partieverläufe kommentierte er oft mit dem Ausdruck " Scheiße, rief der Erzherzog"! Sein trockener Humor kam auch in diesem sehr oft gehörten Bonmot zum Ausdruck". „Es genügt nicht, ein schöner Spieler zu sein. Man muss auch schön spielen können!"
Nicht in Vergessenheit geraten sollte auch seine verlegerische Tätigkeit: Die in seinem Verlag herausgegebenen bzw. von ihm redigierten Bücher sind leider nur einem kleinen Kreis von Feinschmeckern bekannt, die das besondere Schachbuch lieben. Die Bücher werden z.T. in einschlägigen Internetportalen zu hohen dreistelligen Beträgen angeboten. Vor allem der Band über Philidor ist nicht nur in Schachkreisen, sondern auch bei Musikliebhabern sehr gefragt. Es erschienen:

  • Theodorus Cornelius Louis Kok. Wege zur Endspielstudie/Bauernendspiele. Schwarze Damen im Zugzwang, herausgegeben von Jan van Reek. Verlag Hans-Wilhelm Fink 1992.
  • J. van Reek. Endspielstudie zwischen Theorie und Artistik, 1993
  • Pour Philidor. Eine Gedenkschrift zum 200. Todestag des Musikers und Schachmeisters, Hg. Jean Francois Dupont-Dancian, Verlag H.-W. Fink 1994
  • Jan Timman. Ausgewählte Endspielstudien. Verlag H.-W. Fink 1995
  • Rudolf Spielmann. Porträt eines Schachmeisters in Texten und Partien, herausgegeben von Michael Ehn, Verlag H.-W. Fink, 1996
  • Eduardas Rozentalis. Vierzig kommentierte Partien 1983-1997, Verlag Dietmar Fölbach 1998, Redaktion H.-W. Fink

Viel Aufhebens über seine Liebe zum Schach, besonders über seine Erfolge hat Hans-Wilhelm nie gemacht. Er hat sich nie verbiegen lassen und immer klare Kante gezeigt.
Beliebt war Hans-Wilhelm auch wegen seiner Darbietung von – meist politischen – Anekdoten, über die er sich selbst diebisch amüsieren konnte. Hier ist nur eine davon:
Ein KP-Mitglied darf ins Ausland reisen. Er kabelt nach Moskau: „Es lebe das freie Warschau, gez. Rabinowitsch". Und dann: „Es lebe das freie Budapest, gez. Rabinowitsch". Später: „Es lebe das freie Prag, gez. Rabinowitsch". Und endlich: „Es lebe Wien, gez. der freie Rabinowitsch!"
In der Nacht vom 19. auf den 20. Juli erlag Hans-Wilhelm seinen schweren Leiden; der Schachclub wird ihn immer in Erinnerung behalten.